Diese Website verwendet Cookies

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Wir weisen darauf hin, dass einige Cookies eine Verbindung in die USA aufbauen und die USA kein sicherer Drittstaat im Sinne des EU-Datenschutzrechts ist. Mit Ihrer Einwilligung erklären Sie sich auch mit der Verarbeitung Ihrer Daten in den USA einverstanden.
Details

Notwendige Cookies helfen dabei, eine Webseite nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriff auf sichere Bereiche der Webseite ermöglichen. Die Webseite kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.

NameAnbieterZweckAblauf
cmnstr m-r-n.com Speichert den Zustimmungsstatus des Benutzers für Cookies. Session
PHPSESSID m-r-n.com Behält die Zustände des Benutzers bei allen Seitenanfragen bei. Session

Statistik-Cookies helfen Webseiten-Besitzern zu verstehen, wie Besucher mit Webseiten interagieren, indem Informationen anonym gesammelt und gemeldet werden.

NameAnbieterZweckAblauf
vuid vimeo.com Wird zum Abspielen der eingebetteten Videos der Plattform Vimeo benötigt. 2 Jahr(e)
__utma slideshare.net Wird verwendet, um Benutzer und Sitzungen zu unterscheiden. Das Cookie wird jedes Mal aktualisiert, wenn Daten an Google Analytics gesendet werden. 2 Jahr(e)
__utmb slideshare.net Wird verwendet, um neue Sitzungen/Besuche zu ermitteln. Das Cookie wird jedes Mal aktualisiert, wenn Daten an Google Analytics gesendet werden. 30 Minute(n)
__utmc slideshare.net Wird in ga.js nicht verwendet. Wird für die Interoperabilität mit urchin.js gesetzt. Früher wurde dieses Cookie in Verbindung mit dem __utmb-Cookie verwendet, um festzustellen, ob sich der Benutzer in einer neuen Sitzung/einem neuen Besuch befindet. Session
__utmt slideshare.net Dient zur Drosselung der Anforderungsrate. 10 Minute(n)
__utmz slideshare.net Speichert die Traffic-Quelle oder Kampagne, die erklärt, wie der Benutzer auf Ihre Website gelangt ist. 6 Monat(e)
_uv_id slideshare.net Slideshare-Cookie, weitere Informationen finden Sie auf der Seite mit den Datenschutzrichtlinien: https://www.slideshare.net/privacy 2 Jahr(e)
language slideshare.net Slideshare-Cookie, weitere Informationen finden Sie auf der Seite mit den Datenschutzrichtlinien: https://www.slideshare.net/privacy 2 Jahr(e)
tos_update_banner_shows slideshare.net Slideshare-Cookie, weitere Informationen finden Sie auf der Seite mit den Datenschutzrichtlinien: https://www.slideshare.net/privacy 2 Jahr(e)
sshs addthis.com Das AddThis-Cookie ist mit den "Share-Buttons" verbunden, mit denen ein Benutzer einen Link zu einem Beitrag per E-Mail oder an seine Freunde weiterleiten kann. 1 Jahr(e)
__atuvc m-r-n.com Dieses Cookie wird mit dem AddThis Social Sharing-Widget, die üblicherweise in Webseiten eingebettet sind verbunden. Dies ermöglicht Besuchern, Inhalte mit einer Reihe von Netzwerk- und Sharing-Plattformen zu teilen. 1 Jahr(e)
__atuvc m-r-n.com Dieses Cookie wird mit dem AddThis Social Sharing-Widget, die üblicherweise in Webseiten eingebettet sind verbunden. Dies ermöglicht Besuchern, Inhalte mit einer Reihe von Netzwerk- und Sharing-Plattformen zu teilen. 30 Minute(n)
_pk_ses m-r-n.com Kurzlebige Cookies, die verwendet werden, um Daten für den Besuch vorübergehend zu speichern. 30 Minute(n)
_pk_id m-r-n.com Wird verwendet, um einige Details über den Benutzer zu speichern, wie z. B. die eindeutige Besucher-ID. 13 Monat(e)
__qca issuu.com issuu-Cookie, weitere Informationen finden Sie auf der Seite mit den Datenschutzrichtlinien: https://issuu.com/legal/privacy 13 Monat(e)
iutk issuu.com issuu-Cookie, weitere Informationen finden Sie auf der Seite mit den Datenschutzrichtlinien: https://issuu.com/legal/privacy 7 Monat(e)
1P_JAR google.com Wird zur Optimierung von Werbung von Google DoubleClick eingesetzt, um für Nutzer relevante Anzeigen bereitzustellen, Berichte zur Kampagnenleistung zu verbessern oder um zu vermeiden, dass ein Nutzer dieselben Anzeigen mehrmals sieht. 30 Tag(e)
APISID, HSID, SAPISID, SID, SSID google.com Sicherheits-Cookies von Google, um Nutzer zu authentifizieren, betrügerische Verwendung von Anmeldeinformationen zu verhindern und Nutzerdaten vor dem Zugriff durch Unbefugte zu schützen. 722 Tag(e)
ANID google.com Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 3418 Tag(e)
CGIC google.com/complete/search Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 180 Tag(e)
CGIC google.com/search Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 180 Tag(e)
CONSENT google.com Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 6037 Tag(e)
NID google.com Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 183 Tag(e)
DV google.com Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 7 Minute(n)
SNID google.com/verify Diese Cookies ermöglichen Google, Nutzungsinformationen für von Google Maps gehostete Kartendienste zu erheben. Weitere Informationen zu Zweck und Umfang der Datenerhebung und ihrer Verarbeitung durch den Plug-in-Anbieter erhalten Sie in den Datenschutzerklärungen des Anbieters. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zu Ihren diesbezüglichen Rechten und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatsphäre: policies.google.com/privacy. 183 Tag(e)
 

2022-09-14 06:54:00

Bericht #1 – Schwerer Einstieg, grandioser Fortgang

Hey, mein Name ist Emmanuel (18) und ich werde monatlich Berichte hier auf diesem Blog veröffentlichen, primär um potentiellen Austauschschülern einen Einblick in die Zeit im Ausland bzw. den USA zu gewähren, und vielleicht sogar Schülern den ersten Anreiz zu setzen, über einen Austausch nachzudenken. Dabei gehe ich auf die positiven und negativen Seiten ein, was man – meiner Erfahrung nach – erwarten kann, wie man sich gedanklich, mental und emotional darauf vorbereiten kann, wie es mich verändert hat, und was ich aus all dem gelernt habe. Natürlich sollte man währenddessen im Hinterkopf behalten, dass jede Erfahrung sowie die Reaktion darauf vollkommen individuell ist und ich lediglich meine Gedanken zu meinen Erlebnissen teile. Daher sollte man seine Erwartungen über die charakterlichen Folgen des Austauschs nicht zu sehr nach meinen Erfahrungen oder denen anderer Austauschschüler richten, da Erwartungen maßgeblich die Wahrnehmung von Erlebnissen beeinflussen, sondern als grobe Ausrichtung dessen, was tendenziell passieren könnte.

Um ehrlich zu sein hat es eine lange Zeit für mich gedauert, bis ich tatsächlich realisierte, dass das Austauschjahr beginnt, was dazu führte, dass ich kurz vor dem Abflug und sogar mitten in der achtundzwanzigstündigen Reise nach Kalifornien tiefentspannt war. Wenn man sechzehn Monate auf ein Ziel hinarbeitet, scheint die Realisierung dessen zu überwältigend zu sein, um das Bewusstsein zu erreichen. Immerhin lässt man sein gesamtes Leben für ein Jahr zurück und beginnt ein neues; unabhängig, plötzlich, und zu Beginn noch komplett alleine. Glücklicherweise half meine Austauschorganisation AFS dabei, eine kleine Übergangsphase zwischen altem und neuem Leben zu schaffen, indem ich mit fünf weiteren Austauschschülern die ersten zwei Tage nach unserer Ankunft bei einer amerikanischen „Welcome Family“ in der nächstgelegenen Großstadt zu Modesto, meiner Gaststadt, untergebracht wurde. Dort führten wir ein Seminar durch, in dem wir alles Nötige klärten. Dabei gingen wir auf Erwartungen, Organisation, Verantwortung, Regeln, Konventionen, und Toleranz ein und die AFSler gaben uns Tipps, wie wir am besten im Gastland zurechtkommen. Dabei nutzten sie verschiedenste Methoden, um die ganze Einführung etwas spielerischer zu gestalten und legten auch Wert darauf, dass wir Austauschschüler uns untereinander besser kennenlernen. Das dient dem Zweck, dass wir während des Austauschs Ansprechpartner haben, die zur gleichen Zeit das gleiche durchmachen wie wir selbst und damit einen Anhaltspunkt, um uns gegenseitig auszuhelfen. Abgesehen davon sind insgesamt fünf Seminare über das Jahr verteilt, wo sich die gleichen in derselben Region lebenden Schüler wieder treffen. Alleine in den zwei Tagen hatte ich sehr interessante Gespräche mit einer Italienerin, einer Franzosin, einer Indonesierin, einer Chilenin und einer weiteren deutschen Austauschschülerin. Ehrlicherweise würde ich gerne behaupten, dass vom Moment an, da wir zu unseren Gastfamilien entlassen wurden, die Aufregung auf alles Neue ungeheure Euphorie auslöste und ich den Herausforderungen fröhlich entgegenhüpfte, doch das wäre gelogen. Die erste Woche war eine der schwierigsten Zeiten, die ich seit langem hatte. Ich muss zugeben, dass ich währenddessen sogar mit dem Gedanken spielte, wieder nach Hause zu fliegen. Inzwischen bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Ich hatte erwartet, dass die Herausforderung, alles Neue in meinen Alltag einzuordnen und zu akzeptieren sei mental nicht übermäßig anstrengend, würde dafür aber eine lange Zeit anhalten und dauern, bis ich mich daran gewöhne. In Wahrheit ist es aber genau andersherum gewesen. Der Anfang war unerwartet zerschmetternd, was vermutlich auch damit zusammenhang, dass ich drei Tage nach meiner Ankunft bei meiner Gastfamilie direkt meinen ersten Schultag hatte und zusätzlich auch noch eine Woche später als der Rest startete (wobei wieder wichtig zu erwähnen ist, dass der Schulstart und viele organisatorische Dinge in Kalifornien von Schulbezirk zu Schulbezirk unterschiedlich entschieden werden). Dafür erholte ich mich unerwartet schnell auch wieder davon. Es dauerte nicht eine Woche, bis ich mich an die neue Lebenssituation, das Umfeld, die Menschen, das System etc. gewöhnt hatte. Das Herausfordernde daran war die Menge der Herausforderungen, die man vor der Ankunft unmöglich alle voraussehen kann, da viele von ihnen individuell sind. Anstelle von wenigen großen Herausforderungen hat man also viele kleine. Diese Herausforderungen sind neue Lebensumstände, die du schnellstmöglich in Gewohnheiten umwandeln musst. Dazu hat man den Druck, diese neuen Umstände den Rest des Jahres über fortführen zu müssen. Man muss also für jede Kleinigkeiten eigene Lösungen finden, die für einen selbst funktionieren, gleichzeitig aber auch für die Gastfamilie, Schule, Mitschüler, Mitbürger. Selbst wenn es nur die kleinsten Dinge sind, erscheint es in der Fülle an neuen Problemen wie eine gewaltige Aufgabe. Natürlich erhöhte all das die Sehnsucht nach dem Bekannten, also Familie, Freunde etc. enorm. Doch je mehr Probleme ich löste, desto leichter erschienen mir die anderen Probleme. Dabei half es mir, die Probleme in ihrer Signifikanz und Dringlichkeit zu kategorisieren und mir selbst den Druck zu nehmen, alle auf einmal anpacken zu wollen. Selbst wenn mich etwas störte, fokussierte ich mich auf anderweitige Probleme, die dringlicher waren und schneller gelöst werden mussten. Darunter zählt auch der Druck, schnell Freunde in der Schule zu finden, bevor die Aufregung der Mitschüler über den „neuen Austauschschüler aus Europa“ verfliegt.

Da soziale Interaktion allerdings Energie erfordert (zumindest für mich) und die hohe Anzahl an dringlicheren Problemen diese erforderliche Energie verbrauchte, schob ich das zunächst beiseite und priorisierte das Wohlfühlen in dem neuen Haus. Denn wo sonst soll man Energie tanken, wenn sie von dem grundsätzlich unterschiedlichem Schulsystem und der Anpassung dessen aufgesaugt wird? Beim Einleben in die Gastfamilie, wie ich gemerkt habe, war einer der wichtigsten Punkte die Erwartungen. Hier wie nie zuvor habe ich die Wichtigkeit von Erwartungen kennengelernt. Genau wie alle Menschen, ist die Gastfamilie varrierend hinsichtlich ihres Temperaments. Auch, wenn die ersten Begegnungen mit Amerikanern, die durch unzählige Vorurteile unterstützt werden können, ein Bild im Kopf schafft, das besagten Vorurteilen entspricht, ist es wichtig, dass man diese nicht auf die Gastfamilie überträgt. Die AFSler, die ich beim Seminar kurz nach meiner Ankunft kennenlernte, waren von Sekunde Eins sofort extrem herzlich, offen, interessiert und extrovertiert. Das waren die einzigen Amerikaner, mit denen ich die ersten Tage Kontakt hatte, und sie haben mein Bild von Amerikanern im Hinblick auf das Temperament unterstützt. Folglich habe ich dieses auf meine Gastfamilie übertragen, was ein gewaltiger Fehler war. Manche Menschen, wie ich selbst oder meine Gastfamilie, sind besonders bei Beginn von Bekanntschaften ruhig, introvertiert, unnahbar wirkend, und es kann so vorkommen, dass sie dich gar nicht im Haus haben möchten. Dabei sollte man sich immer im Hinterkopf behalten, selbst wenn es so wirken sollte, waren sie diejenigen, die die große Entscheidung trafen, freiwillig und ohne Kostenzuschuss (!) einen Fremden für ein Jahr aufzunehmen. Was ich mir auch immer wieder vor Augen führte war, dass das alles nur Angewohnheitssache ist und ich einfach durchhalten muss, was mir im Angesicht meiner durch den ganzen Druck verursachten pessimistischen Stimmung wie eine dreckige Lüge vorkam. Inzwischen muss ich mir aber eingestehen, dass ich recht hatte. Der wichtigste und vermutlich simpelste Tipp hierbei wäre: Einfach durchhalten. Man mag sich vielleicht denken: „Ich kann das nicht ganze zehn Monate lang so machen!“. – Doch, kann man. In manchen Situationen kann es natürlich sein, dass es selbst nach zwei, drei oder vier Wochen nicht klappen möchte und es fundamentale Probleme mit Gastfamilie, Schule oder ähnliches gibt, doch dazu kam es in meinem Fall glücklicherweise nicht. Wenn es dazu kommen sollte, gibt es immer den letzten Ausweg, eine neue Gastfamilie zu finden, doch das schon in den ersten paar Tagen in Betracht zu ziehen wäre nicht sinnvoll.

 

Und als die erste Woche überstanden war, begann ich auch schon, meine pessimistische Seite abzulegen und Spaß am Austausch zu haben. Je länger ich bei meiner Gastfamilie lebte, desto wohler fühlte ich mich (logischerweise muss man mit den Mitbewohnern reden, um sich bei ihnen wohl zu fühlen). An das Schulsystem gewöhnte ich mich schnell, und die Tatsache, dass man der ausländische Austauschschüler ist, hilft, interessierte Schüler zu finden und Kontakte zu knüpfen. Selbst in einer großen Schule wie meiner, wo ca. 1800 Schüler unterrichtet werden, half es mir weiter. Trotzdem sollte man sich darauf vorbereiten, auf Leute zugehen zu müssen, wenn man seinen Freundeskreis nicht nur oberflächlich und auf eine geringe Anzahl begrenzen möchte. Und da es gleich mehrere Schüler gab, die sich für interkulturellen Austausch interessierten, konnte ich gleich das gemeinsame Interesse nutzen, um ins Gespräch zu kommen. Inzwischen habe ich Leute gefunden, mit denen ich fast täglich Lunch esse und über interessante Themen diskutieren kann. Direkt zu Beginn halfen mir drei sehr enthusiastische Mädchen, mich in „The American Way of Life“ einzuführen, nahmen mich mit auf ein Football Game, planten einen gemeinsamen Partygang, stellten Fragen, beantworteten Fragen, und halfen mir beim Prozess, meine Selfiephobie loszuwerden. Obwohl die Zuschauer beim Football Game nicht so sehr am Spiel an sich interessiert waren, war die feierliche Atmospähre so ansteckend, dass es sich genauso träumerisch anfühlte wie in den ganzen Hollywoodfilmen, die man aus der Kindheit kennt. Und ausschließlich jeder, von Lehrer über Schüler zu Fremder waren bisher sehr freundlich und hilfsbereit. Selbst, wenn nicht immer jeder besonders bewusst über die Geschichte, Geographie oder Kultur in Europa oder Deutschland sind, wirken sie doch immer neugierig genug, um korrigiert werden zu wollen. Die Fächer in der Schule sind so unterschiedlich zu deutschen, dass ich alle Fächer, die ich frei auswählen konnte, mit Fächern belegte, die wir in Deutschland nicht haben. Darunter fällt Psychologie, Klavier, Theater, Spanisch und Photographie. Abhängig davon, wie groß die Schule ist, bietet sie auch eine breitere Möglichkeit an Wahlfächern an. Und auch, wenn der Unterricht sehr langsam wirkt und nicht wirklich fordernd ist, ist er doch spaßiger als in Deutschland. Statt mich also darüber zu ärgern, dass ich nicht genug in kürzester Zeit lerne, finde ich mich damit ab, dass ich dann eben mehr entspannen kann und meinen Schulaltag darauf fokussieren kann, was für mich wichtig ist: Spaß haben, Erfahrungen sammeln, Kontakte knüpfen. Generell kommt es mir vor als sei das amerikanische Schulsystem in der High School darauf ausgerichtet, Interessen zu entwickeln und auszuweiten. Dabei ist auch zu erwähnen, dass ich „Senior“ bin (also Zwölftklässler bzw. in der Abschlussklasse, kein alter Knacker). Nach dem, was man mir erzählt hat, ist die Abschlussklasse so etwas wie die „Feierklasse“. Es gibt also spaßige Veranstaltungen wie Prom oder themenbasierte Football Games, weil man eben bald von der High School abgeht. Demnächst findet z.B. ein hawaiiorientiertes Spiel statt und anschließend ein Ball. Oder gemeinsame Filmnacht, Clubs, denen man sich anschließen kann, die man aber auch selbst gründen kann, wenn man möchte. Die Optionen sind so vielseitig, dass es im Grunde für fast jeden etwas geben sollte. Der School Spirit, von dem immer die Rede ist, erkennt man schon an kleinen Details wie die Anrede des Schulleiters bei Durchsagen, wenn er von uns als „Vikings“ spricht, da unser Maskotchen ein Vikinger ist. Die kompetetive Rivalität zwischen den verschiedenen High Schools gibt es auch, besonders bezogen auf Football. Auch bei den Schülern ist wieder wichtig zu erwähnen: erwarte nicht etwas Bestimmtes. Manche Schüler, die man antrifft, sind vielleicht genau so wie man es sich vorgestellt hat, andere aber genau das Gegenteil davon. Inzwischen habe ich gelernt, in beidem etwas Positives zu finden. In Menschen, mit denen ich in Deutschland vermutlich nichts würde zutun haben wollen, sehe ich jetzt positive Charaktereigenschaften, die ich sehr schätze. Innerhalb dieses einen Monats habe ich also schon meine Toleranz erhöht, neues über mich im Umgang mit Stress gelernt, meine Unabhängigkeit erhöht, gelernt, Probleme einzuordnen und in sinnvoller Reihenfolge zu lösen, gelernt, auf Leute zuzugehen, Entscheidungen zu treffen, Geduld zu üben, einen optimistischeren Blickwinkel einzunehmen, in schwierigen Situationen durchzuhalten, und einen Monat zu erleben, in dem es nicht einmal geregnet hat. Und ich bin mir sicher, dass sich all diese Fertigkeiten in den Folgemonaten noch verschärfen werden. Für mich ist das ein voller Erfolg und ich bin froh, das Austauschjahr angetreten zu haben.

document_909